Südseeträume - "Hai Life" in Fakarava

Tahiti, Bora Bora, Moorea – Hand auf´s Herz, wer hat noch nie von der Südsee geträumt?

Doch wo liegt dieses Inselparadies eigentlich genau? Französisch Polynesien ist ein französisches Überseegebiet in Polynesien, und besteht aus 118 Inseln und Archipelen, die sich auf einer Fläche so groß wie Europa verteilen. Die Eilande liegen auf der südlichen Halbkugel, ziemlich auf halber Strecke zwischen Südamerika und Asien, umgeben vom Blau des Pazifiks. Und dass dieses Blau so manche Überraschungen für uns Taucher bereithält, durfte ich in meinem fünfwöchigen Aufenthalt auf fünf verschiedenen Inseln erleben.

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Die Anreise dauert von Europa aus mindestens 26 Stunden, doch sobald das Flugzeug an Tahiti, der Hauptinsel, vorbeifliegt und zur Landung ansetzt, hat man den Großteil der Strapazen bereits vergessen. Tahiti besteht aus zwei erloschenen Vulkanen, die aus einem Hot Spot unter der Pazifischen Platte entstanden sind. Üppig bewachsene, steilaufragende Berggipfel,  türkisfarbene Lagunen, und eine bunt gemischte Bevölkerung ließen keine Zeit, uns auf unseren müden Knochen auszuruhen. Ein paar Tage verbrachten wir auf Tahiti, umrundeten die Insel mit dem Mietwagen, gingen wandern, und besuchten viele der unzähligen Wasserfälle.


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Ein UNESCO Biosphärenreservat

Zum Tauchen allerdings flogen wir nach Fakarava, einem Atoll im Tuamotu Archipel, ca. 450 km von Tahiti entfernt. Fakarava wurde von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt. Ziel des Reservates ist unter anderem,  biologische Vielfalt und Ökosystemfunktionen zu erhalten. Fakarava ist mit einer Ausdehnung von 60 x 25 km sowie von einer Fläche von nahezu 1.200 km2 das größte Atoll in Polynesien, die Landfläche beträgt dagegen nur etwa 16qm2. Das Atoll besteht aus zahlreichen, langgestreckten Motus, wie die einzelnen Inseln am Rande der Lagune  genannt werden. Für uns Taucher von großer Bedeutung sind der Nord- und der Südpass, wo bei einlaufender Strömung spannende Tauchgänge Garant sind. Die meisten der nur ca. 800 Einwohner leben im Hauptort Rotoava, und fast alle Pensionen sind in der näheren Umgebung. Als Fortbewegungsmittel steht den Gästen der Pensionen meist ein Fahrrad zur Verfügung, um die Umgebung zu erkunden.

Dive Spirit


Haie, Haie, Haie

Doch nun zu dem, was uns Taucher am meisten interessiert: „Wos hobt´s denn ois g´sehn?“. Nunja, das ist im Prinzip schnell erklärt. Haie, Haie, Haie. Insgesamt zehn verschiedene Gattungen wie Graue Riffhaie, Weiß-, und Silberspitzenhaie, Seidenhaie, Hammerhaie, Ammen-, sowie Zitronenhaie und auch einen Tigerhai, um nur einige zu nennen, haben wir auf Fakarava und Rangiroa, der anderen Insel, die wir betaucht haben, gesehen.

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Mantarochen, Adlerrochen, einen Marlin, und die ganze Palette an tropischen Rifffischen, wenngleich die bekannten Arten teilweise eine andere Färbung aufweisen. „Und wievü Hai?“… Tja. Soviele, dass wir uns beim ersten Tauchgang am Südpass schon sicher waren, noch nirgendwo sonst so viele Haie auf einmal gesehen zu haben, Galapagos und Cocos inklusive. Die Strömung am Südpass war moderat, und wir konnten dem an uns vorüberziehenden Schauspiel ganz gemütlich beiwohnen. Aber es geht auch anders! Da die zwei Pässe, an denen getaucht wird, eine maximale Breite von 1,4 km aufweisen, kann es bei einlaufender Strömung ganz schon abgehen! Etwas nervös waren wir schon vor unserem ersten Strömungstauchgang, wo wir zuerst am Grund auf ca. 26 Meter den unzähligen Haien zusahen, die gemütlich ihre Runden zogen, oder einfach nur in der Strömung standen. Als unsere Nullzeit dem Ende zuging, ließen wir uns mit der Strömung in die Lagune treiben, entlang an Hartkorallenfeldern, soweit das Auge reicht, vorbei an Haien, die gerade auf der Jagd waren, und mitten durch die bunte Vielfalt an Riffbewohnern. Obwohl Juli nicht die beste Jahreszeit ist, um auf Mantarochen zu treffen, hatten wir trotzdem das Glück, und konnten einen der majestätischen Tiere minutenlang beobachten, wie es seine Runden zog, und immer wieder vor den Tauchern stoppte, um sie in Augenschein zu nehmen.

 

Wunderschöne Hartkorallenlandschaft

Wenn es aufgrund der Wetter oder Strömungslage nicht möglich war, im Pass zu tauchen, tauchten wir einfach am Riff ab. Weichkorallen gibt es zwar keine, aber eine ausgesprochen gesunde Hartkorallenlandschaft, die vielen verschiedenen kleineren Fischschwärmen Obhut bietet. Wir schlossen Freundschaft mit einer freundlichen Schildkröte, die für gewöhnlich sehr nahe kommt, und wer genau hingeschaut hat, hat in einer Koralle auch schon mal vier Schaukelfische auf einmal gefunden. Und immer wieder Haie, die an der Riffkante patrouillierten.

Die Sichtweite in den Atollen ist für gewöhnlich sehr gut, mitunter sind 50 Meter keine Ausnahme, sondern eher die Regel. Wenn man immer ein Auge Richtung Oberfläche gerichtet hat, kann man mit etwas Glück auch Segel- und Schwertfische sehen.

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Mein Fazit

Nach hunderten Tauchgängen weltweit hat es Fakarava geschafft, mich wirklich zu überraschen.

Die intakte Korallenlandschaft und der Artenreichtum, vor allem aber die unglaublich vielen verschiedenen Haie haben mich schlichtweg aus den Socken, äh, Flossen, gehauen. Mit etwas Glück sieht man von August bis November die vorbeiziehenden Buckelwale, oder ein Tigerhai lässt sich blicken. Die Hammerhai und Mantarochensaison startet im Dezember und geht bis Ende März.

Da die einzige Hotelanlage bis auf weiteres geschlossen hat, nächtigt man am besten im Havaiki Pearl Guesthouse, oder im Veke Veke, das der Tauchbasis am nächsten liegt.

 Zum Glück ist Fakarava immer noch ein Geheimtipp, von Touristenmassen kann man noch nicht sprechen.

 


Rangiroa - Delfine und Haie

Rangiroa liegt nur 45 Flugminuten nördlich der Insel Fakarava, und 350 km nordöstlich von Tahiti, somit bietet sich eine Kombination aus beiden Inseln ideal an.  Das Atoll ist 80 km lang und zwischen 5 und 32 km breit. Die meisten Bewohner leben in drei Dörfern auf einer Insel, die zwischen dem Avatoru und dem Tiputa Pass liegt. Lasst mich Euch kurz einen Pass erklären. Die ringförmigen Atolle auf den Tuamotus bestehen aus vielen meist länglichen Inseln, in der Landessprache Motus genannt.

Diese Inseln liegen sehr dicht beieinander, und die Wasserstraße dazwischen nennt man Pass. Diese Pässe sind wie auf Fakarava über einen Kilometer breit, oder wie auf Rangiroa nur 300 Meter. Wenn durch die Gehzweiten der Ozean versucht, sein ganzes Wasser durch diesen Pass zu quetschen, kann man sich vorstellen, dass die Strömungen teilweise sehr stark sein können – allerdings konzentriert sich das ganze marine „Hailife“ auch auf diese Pässe.

Die „Hauptinsel“ von Rangiroa ist nur 10 km lang, und 300 m breit. Fast alle Hotels, Pensionen und Tauchbasen befinden sich auf dem kurzen Landstrich. Als Tourist kann man auf das Fortbewegungsmittel „Fahrrad“ zurückgreifen, oder sich von einem dem freundlichen Inselbewohner im Auto mitnehmen lassen. Es gibt einige sehr nette Snackbars und Restaurants, oder man lässt sich in der Unterkunft verköstigen. Unsere Wahl fiel auf die Pension Bounty, die der Tauchbasis „The6Passengers“ am nächsten lag.

 

Pension Bounty und die Tauchbasis „The6Passengers“

Die Besitzer der Pension Bounty, Alain und Muriel stehen Tag und Nacht für die Belangen Ihrer Gäste bereit, und es fehlt einem an nichts. Die Pension liegt zwar nicht direkt am Strand, dieser kann aber in 1 Minute Fußmarsch erreicht werden. Die nur 4 Zimmer verfügen alle über eine kleine Küche, natürlich über ein Badezimmer mit heißem Wasser ( in Polynesien nicht üblich!), einem bequemen Doppelbett, und auf der Terrasse steht ein Tisch mit Sesseln und 2 Sonnenliegen. Zum Tauchen wird man von der Tauchbasis abgeholt, oder man geht ca. 15 Minuten zu Fuß. 

Die Tauchbasis der „The6Passengers“ steht unter französisch-italienischer Leitung, der Manager Pitou taucht bereits seit über 12 Jahren in Französisch Polynesien. Mehr als 12.000 Tauchgänge hat er bereits in den beiden Pässen „Avatoru“ und „Tiputa“ absolviert. Langeweile kommt dabei nie auf, meint er.

Unsere Erwartungen sind nach den fantastischen Tauchgängen auf Fakarava natürlich bereits ziemlich hoch gesteckt, und wir können die erste Ausfahrt kaum erwarten. Wie auch auf Fakarava fährt man in bequemen, großen Schlauchbooten in nur 5 Minuten zu den Pässen, wobei meist im Tiputa Pass getaucht wird. Wer meint, dass nur ein Tauchplatz für einen Urlaub zu wenig wäre, wird dort eines besseren belehrt!

Der Tiputa Pass trennt die Hauptinseln von der Nebeninsel, und ist ca. 300 Meter breit. Durch den Gehzeitenwechsel strömen enorme Wassermassen durch den Pass, was auf einer Seite des Passes für spektakuläre Wellen und Brandung sorgt. Die andere Seite hingegen ist ruhig, und ermöglicht so eine entspannte Fahrt zur Außenseite der Insel. Mit etwas Glück kann man auf der Fahrt durch den Pass schon Delfine beobachten, die tollkühne Sprünge vollführen. 

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Die Delfine leben rund um den Tiputa Pass, und somit ist es nicht verwunderlich, dass man bei fast jeden Tauchgang auf die verspielten Meeressäuger trifft. Bereits beim ersten Tauchgang treffen wir auf eine Gruppe, und „Touchme“, ein großes Weibchen schwimmt gemächlich auf den Guide zu, um sich die tägliche Streicheleinheit abzuholen. Die Delfine spielen mit den Tauchern, umkreisen sie, oder ziehen, wenn sie keine Lust zum Spielen haben, einfach weiter. Bei zehn Tauchgängen treffen wir insgesamt achtmal auf die intelligenten Zeitgenossen.

Die Delfine sind sicher ein Highlight, doch trifft man rund um den Tiputa Pass auch auf enorm viele Haie. Die „Wall of Sharks“ , eine Ansammlung von einigen bis mehreren hunderten Grauen Riffhaien steht meist in der Nähe des Passeinganges, einzelne Haie patroullieren ständig entlang der Riffkante. Wir treffen auch kapitale Napoleons, Schildkröten, und auf die ganze Palette an tropischen Rifffischen.

In Rangiroa werden aber auch zwei spezielle Haitauchgänge angeboten. Im Avaturo Pass wird ein toter Fisch unter einem Korallenblock versteckt, um die in größeren Tiefen lebenden Silberspitzenhaie anzulocken. Die bis zu 3 Meter langen Haie lassen sich nicht lange bitten. Sieben Stück tauchen aus der Tiefe auf, und schwimmen um den Korallenblock und um die im Kreis wartenden Taucher herum. Die großen Brocken kommen dabei ganz schön nahe – Stress bei den Tieren ( und auch bei den Tauchern ) kommt jedoch nicht auf.

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Die Tauchbasis bietet auch einen Blauwassertauchgang an, bei dem mit toten Fischen wieder Haie angelockt werden. „Bei jedem zehnten Tauchgang schaut auch mal ein Tigerhai vorbei“, erzählt Pitou beim Briefing. Wir haben Glück, dieser Tauchgang ist wirklich ein Wahnsinn! Von Anfang an umkreisen Seidenhaie den kleinen Behälter mit den toten Fischen, und es lassen sich auch die scheuen Silberspitzenhaie blicken. Wir zählen mehr als 30 Haie, bis aus dem Blau plötzlich ein Tigerhai auftaucht, und auf den Behälter zu schwimmt. Wir schätzen den Hai auf gut vier Meter, er zieht noch eine gemächliche Runde um uns Taucher, bevor er wieder in den Weiten des Ozeans verschwindet! Die Euphorie ist groß, doch dann tauchen auch noch die Delfine auf, deren Anwesenheit wiederum die Haie irritiert! Mancher Delfin wurde bereits dabei beobachtet, wie er den Haien in die Flossen zwickt, oder mit der Schnauze rammt. Große Tunfische und Makrelen sausen durch das Getümmel an Haien und Delfinen, und wir Taucher mittendrinn! Wir sind uns einig, dieser Tauchgang steht auf unserer „Best of Liste“ ganz oben!

Jeden Morgen wird auch ein tieferer Tauchgang angeboten, wo man die Möglichkeit hat, auf das Plateau bis auf ca. 50 Meter abzutauchen. Auf welche Tiere man bei diesem Tauchgang trifft, weiß man vorher nie! Wir treffen auf Mantarochen, einen großen Hammerhai, Adlerrochen, und immer wieder auf die „Wand der Haie“. In den Monaten November bis Februar zählt man auf dem Plateau bis zu 80 Adlerrochen, die sich in dieser Zeit paaren. Das wiederum lockt die großen Hammerhaie an, die den Adlerrochen als begehrten Snack zwischendurch nicht wiederstehen können.

Die Tauchgänge auf Rangiroa sind Fakarava mindestens ebenbürtig, und ich bin mir sicher, dass eine Kombination aus beiden Inseln die beste Möglichkeit ist, spannende Tauchgänge zu erleben.

Ich bin mir sicher, dass ich nicht das letzte Mal in Französisch Polynesien zu Gast war. Die Inseln sind Landschaftlich so unterschiedlich, dass einem schwer fällt, seine persönliche Lieblingsinsel zu finden. Mal steil aufragende Berge wie in den Society Inseln, dann wieder flache Inselatolle mit türkisfarbenem Wasser. Die Einwohner sind freundlich, aber auch zurückhaltend. Englisch wird nicht immer gesprochen oder verstanden, und es schadet nicht, sich einen Grundwortschatz an Französisch anzueignen, wenn man sich außerhalb der Touristenpfade bewegen möchte.

Wenn man etwas länger Zeit hat, sollte man unbedingt Inseln wie Moorea, Bora Bora oder Tahiti besuchen. Diese Inseln bieten neben dem Wassersport noch eine Vielzahl an Freizeitmöglichkeiten wie reiten, wandern oder Jeeptouren, oder man lässt sich von der überwältigen Schönheit einfach nur verzaubern!

Leider ist die allgegenwärtige Meinung, dass ein Urlaub am anderen Ende der Welt sicher unerschwinglich sein muss. Wenn man allerdings nicht in den teuren Luxusresorts wohnt, sondern in einer der zahlreichen günstigeren Familienpensionen, kann man auch in Polynesien einen vergleichsweise leistbaren Urlaub verbringen. Und was man auf den Inseln geboten bekommen kann, ist sicher weltklasse Tauchen in traumhafter Umgebung! 



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