Malpelo - Wo die Riesen wohnen

In der Vergangenheit fragte ich  mich, wieso Malpelo in Taucherkreisen eigentlich so unbekannt ist, und zwischen den Giganten wie Galapagos und Cocos ein eher unbekanntes Dasein fristet. Um der Sache auf den Grund zu gehen, machte ich mich nach Panama auf, um in den geschützten Gewässern des UNESCO Weltnaturerbes meinen persönlichen Favoriten zu entdecken.

Dank einer guten Fluganbindung von Wien über Paris finde ich mich schon Stunden später in einer pulsierenden Großstadt mit beeindruckender Skyline wieder, die aber gerade auch in der Altstadt noch einen Hauch von Kolonial-Romantik birgt.

Das Einchecken an Bord der Yemaya geht schnell, herzlich und unkompliziert, und die Fahrt führt anfänglich an den großen Frachtschiffen vorbei, die auf die Durchfahrt des Panamakanals warten. Wir sind noch nicht lange auf See, reiten verspielte Delfine auf unserer Bugwelle, und in der Ferne sehen wir Buckelwale springen, die in den warmen Sommermonaten ihre Kälber großziehen.

Die unter deutscher Leitung stehende Yemaya ist ein gemütliches und durchdachtes Tauchsafariboot, das 16 Taucher in acht Kabinen beherbergen kann – alle Kabinen liegen über der Wasserlinie.  Durch die spezielle Bauweise liegt das Schiff auch bei einer rauen Überfahrt gut im Wasser. Die Mahlzeiten werden im Freiluft -Restaurant am Oberdeck eingenommen - dort gibt es auch eine kleine Bar, und zu Mittag werden beim "live cooking" Köstlichkeiten wie frischer Fisch oder Steaks serviert.

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Nach 38 Stunden Überfahrt erreichen wir dann endlich unser Ziel – die „Isla de Malpelo“. Puls und Adrenalinspiegel steigen während des ersten Briefings, in Anbetracht dessen, was uns erwarten wird.

Als mehrmaliger Drehort von Unterwasserdokumentationen ist die Malpelo eine sehr imposante Bühne für Akteure wie Hammerhaie, Seidenhaie und anderen pelagischen Großfischen und wird nicht ohne Grund von vielen „Little Galapagos“ genannt. In den Gewässern des knapp zwei Kilometer langen Felsens, der vierhundert Kilometer vor der Küste Kolumbiens aus den Untiefen des östlichen Pazifiks ragt, trifft man aufgrund mehrerer kalter Meeresströmungen und Meerestiefen von bis zu viertausend Metern neben eingangs erwähnten Hammer- und Seidenhaischulen auch die überaus neugierigen Galapagoshaie, Thunfische und Barrakudas häufig in großer Zahl an. Durch das Zusammentreffen all dieser Räuber und der auf der Insel nistenden Seevögel lassen sich immer wieder spektakuläre Schauspiele wie Bait Balls und andere actiongeladene Jagdszenen beobachten.

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Schon während des Check Tauchganges finden wir uns in einem großen Schwarm juveniler Barrakudas wieder, und wir beobachten einzelne Hammerhaie, die entspannt an uns vorbeischwimmen. Dann geht es Schlag auf Schlag: Hammerhaischulen bei La Nevera und El Sahara, Seidenhaie bei La Gringa, Galapagoshaie, Walhaie. Dazu beeindruckende Schwärme von Makrelen und  Snappern, Adlerrochen ziehen in den unterschiedlichsten Größen vorbei, und bei Ferreteria schauen oft bis zu zehn Muränen dichtgedrängt aus einer Felsspalte heraus. Besonders beeindruckend ist auch die Unterwasserlandschaft: Es gibt Drop offs, Durchbrüche mit faszinierendem Lichterspiel, Canyons, Gräben und Riffe mit für den Ostpazifik schönem Bewuchs. Die Sichtweiten sind gut, und das Wasser hat angenehme 27 Grad. Die Sprungschicht befindet sich unter 30 Meter, darunter ist es dann um ein paar Grad kälter, das Wasser grünlich.  Nicht nur die Namen vieler Tauchplätze wie Los Tres Mosqueteros oder D’Artagnan sind sehr einfallsreich.  Auch die Laune der Natur hat hier der Kreativität freien Lauf gelassen, und Begegnungen mit dem skurrilen Rotlippen-Seefledermausfisch, oder dem bis zu vier Meter langen nur um Malpelo vorkommenden Art von Kleinzahn-Sandtigerhai sind im Bereich des Möglichen.

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Nach 21 spannenden Tauchgängen, wo uns die gesamte Palette des Ostpazifiks präsentiert wurde, ist es Zeit, die Rückreise nach Puerto Mutis anzutreten, und von dort die dreistündige Rückreise nach Panama City anzutreten. Diese aufstrebende Metropole bietet so einiges für ein paar Tage Verlängerung, somit besuche ich die Miraflores-Schleuse, wo ich vom dritten Stockwerk des Gebäudes auf die großen Frachtschiffe in den engen Schleusen beobachten kann, die die Abkürzung vom karibischen Meer in den Pazifik nehmen. Nicht minder interessant ist auch das an die Schleuse angeschlossene Museum, in der der Bau des Panamakanales nachvollzogen werden kann. Zurück in der schönen Altstadt finde ich tolle Fotomotive, und überall werden Gebäude restauriert, um den ursprünglichen Charme der ehemaligen Kolonialstadt wieder herzustellen. Beim Abschiedscocktail auf einer der schönen Dachterrassen gebe ich mir selbst das Versprechen, Panama und vor allem Malpelo wieder zu bereisen, und lasse die vielen schönen Momente dieser Reise Revue passieren…..

Für mich steht fest – nach all meinen Reisen nach Galapagos, Cocos und Socorro ist Malpelo das Tauchgebiet, das mich am meisten fasziniert und beeindruckt hat. Der Reichtum an Leben unter Wasser ist gewaltig, und es bleibt zu hoffen, dass sich daran nichts ändern wird.

Hier geht es zur Gruppenreise 2016!

Andrea Kremlhofer, September 2014


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